Sein Leben

Lebendiges Erbe eines volksnahen Seelsorgers

Augustinus Hieber

Der Gottesmann aus dem Allgäu

Augustinus Hieber wurde am 15. Februar 1886 in Straßdorf bei Schwäbisch Gmünd geboren. Seine Eltern, Johann Georg Hieber, und dessen Ehefrau Barbara, geb. Bonath, von Bettringen-Gmünd, arbeiteten auf dem familieneigenen stattlichen Anwesen als gut bürgerliche und geachtete Landwirtsfamilie.

Eine göttliche Berufung in der Kindheit

Von seinen frommen und fleißigen Eltern erhielten Augustinus, wie auch seine vier älteren Schwestern, eine gediegene katholisch religiöse Erziehung. Mit zehn Jahren spürte er, bei einem Vespergottesdienst zum Pfingstfest 1896, dass er zum Priestertum berufen sei. Dieses Berufungserlebnis in der alten Straßdorfer Pfarrkirche hinterließ in der jungen Kinderseele tiefe Spuren. Augustinus behielt diese Empfindung aber zunächst für sich.

Die bedeutsame Wallfahrt nach Einsiedeln

Bei einer Wallfahrt ins Kloster Einsiedeln, die seine Mutter gemeinsam mit ihm unternahm, weihte diese ihren Sohn der besonderen Fürsprache der Gottesmutter von Einsiedeln. Die Verbindung zu diesem schweizer Wallfahrtsort hielt sein ganzes Leben. Immer wieder suchte der spätere Pfarrer Hieber in besonderen Momenten seines Lebens das Gnadenbild von Einsiedeln zum Gebet auf. Besonders beeindruckte den kleinen Augustinus auf jener Wallfahrt das Gottvertrauen seiner Mutter, als die Gruppe bei der Überfahrt auf dem Bodensee in einen Sturm geriet.

Mutige Entscheidung gegen den elterlichen Erwartungen

Zunächst hatte sich Augustinus mit seinem besonderen Berufswunsch seiner Mutter anvertraut. Beide wussten wohl, was dies für den Vater bedeuten würde, der in Augustinus den selbstverständlichen Hoferben sah. Nun galt es für Augustinus, den geeigneten Moment zu suchen, seinen Priesterwunsch dem Vater kundzutun. Bei der Mitarbeit im Stall spürte das Kind, dass dieser Moment nun wohl gekommen sei.

Augustinus entscheidet sich

Er sprach zu seinem Vater

„Ich muss dir etwas erzählen“

Der Vater fragte verwundert: „Was möchtest du?“

Hieber sagte ihm, dass er Priester werden wolle.

Der Vater war fix und fertig, er konnte seiner Arbeit nicht mehr nachgehen und sagte lange nichts.

Dann sprach er: „Junge, wenn du das werden willst sag ich es dir gleich: entweder du wirst ein richtiger Pfarrer oder gar keiner, sonst lass gleich die Finger davon.“

Augustinus Hieber

Der Segenspfarrer

Bub, das eine sag ich dir, ich hätt in dir gern einen Bauern gesehen, wie ich und meine Väter es waren. Aber wenn du Priester werden willst, dann sag ich dir das eine: Werd a rechter Pfarrer oder gar keiner!

Eine prägende Begegnung

Diese mahnenden Worte des Bauern Johann Georg Hieber an seinen zehnjährigen Sohn Augustinus sollten das Leben des Jungen für immer prägen.

Von Bauernkindern und göttlichen Plänen

Augustinus, als elftes von zwölf Kindern der Bauersleute Johann Georg und Barbara Hieber zu Straßdorf bei Schwäbisch Gmünd am 15. Februar 1886 geboren, war ausersehen, den Hof seines Vaters fortzuführen. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt.

Ein Ruf in der Stille der Kirche

An einem Sonntagnachmittag des Jahres 1896, während einer Andacht in der Kirche, spürte der Knabe beim Psalmwort: „Groß sind die Werke des Herrn“ plötzlich den inneren Anruf, Priester zu werden.

Die geheime Last im Herzen

Wohl wissend um seine Bestimmung, Bauer werden zu sollen, trug er dieses Erlebnis verborgen im Herzen weiter – bis ihn ein halbes Jahr später, bei der Arbeit im Ochsenstall, ein neuerlicher Anruf „Du musst Priester werden!“ so traf, dass er es dem Vater nicht mehr verschweigen konnte.

Konfrontation und Entscheidung

Nie mehr in seinem Leben vergaß er dessen Antwort: „Werd a rechter Pfarrer oder gar keiner!“

Er wurde ein rechter Pfarrer! Einer, der unermüdlich im Dienst war für die Ehre Gottes und das Heil der Menschen.

Gelebte Hingabe an Christus

Einer, der ganz aus Christus lebte und den Gott mit Gnaden beschenkte, die vielen Menschen zur Rettung und zum Segen wurden.

Vom Studium zur Berufung

Nach Studium, Priesterweihe, Stadtseelsorge in Schramberg, Stuttgart und Göppingen kam er schließlich nach schwerer Krankheit als Dorfpfarrer nach Merazhofen.

Der Aufstieg zum Segenspfarrer des Allgäus

Er wurde zum weithin bekannten und gesuchten Segenspfarrer des Allgäus.

Die Entfaltung der Liebe zum Allgäu

„So führte mich die Vorsehung … herauf nach Merazhofen. Und wie ich heraufkam, sagte ich: ,Ha, da bleib’ ich halt zwei Jahr, bis ich wieder g’sund bin!’ Aber mit dem Fortschreiten meiner Gesundheit wuchs die Liebe zum Allgäu, zum Allgäuer Bauernvolk, die Liebe zu all den Mühseligen und Beladenen, die weit und breit langsam herkamen, weil mir der liebe Gott so etwas – ich sage es bescheiden – wie eine Segenskraft verliehen hat“, erzählte der Pfarrer an seinem 80. Geburtstag über seinen Lebensweg.